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Lösungen für die Klimakrise

Lösungen für die Klimakrise

Im dritten Teil des aktuellen IPCC-Berichts – „Minderung des Klimawandels“ – geht es darum, wie die Klimakrise gelöst und Treibhausgasemissionen verringert werden können.

Dieser Teil des Berichts, der von der IPCC-Arbeitsgruppe III verfasst wurde, wurde im April 2022 veröffentlicht. Er untersucht Lösungsansätze zur Minderung von Treibhausgasemissionen und der Entnahme von CO2 aus der Atmosphäre in verschiedenen Sektoren wie dem Energiebereich, Verkehr, Gebäude, Industrie, Abfallmanagement sowie Land- und Forstwirtschaft. Dabei werden verschiedene Zeiträume untersucht. Die Arbeitsgruppe untersucht auch die technische Machbarkeit von Maßnahmen, mögliche Kosten, die einzugehenden Kompromisse und andere wichtige Überlegungen. Der Bericht zeigt eine Vision einer sichereren und lebenswerten Zukunft auf.

Er macht aber auch deutlich, dass wir noch nicht auf dem richtigen Weg sind und dem Wandel viele Hindernisse entgegenstehen.

Was war neu an diesem Bericht?

Die IPCC-Berichte fassen den verfügbaren Forschungsstand zum Klimawandel zusammen (mehr darüber, wie der Prozess funktioniert, erfährst du hier). So können wir erkennen, wie sich der wissenschaftliche Kenntnisstand seit dem letzten Bericht aus dem Jahr 2014 (AR5) verändert hat, und können neue Entwicklungen in den Blick nehmen. Zum Beispiel enthält der aktuelle Bericht erstmals in der Geschichte des IPCC Kapitel, die sich mit Technologie, Innovation und anderen Maßnahmen befassen, die die Nachfrage nach Energie beleuchten. Die internationale Forschungsgruppe Zero Carbon Analytics stellt die Details aus dem sechsten Sachstandsbericht des IPCC in diesem Briefing vor.

Dieser Bericht untersucht viele verschiedene Szenarien und Optionen für die Minderung von Treibhausgasen und kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem ein Szenario (genannt „SSP1-1.9“) schnelle und faire Emissionsverringerungen ermöglicht und uns die größten Chancen auf eine lebenswerte Zukunft für einen möglichst großen Teil des Planeten einräumt. Das Szenario legt den Fokus auf eine schnelle Energiewende und die Elektrifizierung von großen Teilen der gesellschaftlichen Infrastruktur (z. B. Häuser, Städte und Verkehr), aufbauend auf einem grünen Stromnetz. Das bedeutet, dass es keinen Platz mehr für neue fossile Brennstoffe gibt. Tatsächlich kommt der Bericht zu dem Schluss, dass wir allein mit der bestehenden Infrastruktur für fossile Brennstoffe über das Pariser Klimaziel, die Erderhitzung auf 1,5°C zu begrenzen, hinausschießen werden.

IPCC Explainer: Stopping Climate Change by John Lang/eciu

Klimafolgen und Anpassung

Klimafolgen und Anpassung

Der zweite Teil des aktuellen IPCC-Berichts – „Folgen des Klimawandels, Anpassung und Verwundbarkeit“ – bewertet die Folgen des Klimawandels und die Frage, ob sich die Natur und unsere Gesellschaften an den Klimawandel anpassen können.

Dieser Teil des Berichts, der von der IPCC-Arbeitsgruppe II verfasst wurde, wurde im Februar 2022 veröffentlicht. Er befasst sich mit der Frage, wie unterschiedliche Folgen der Klimakrise sich auf Ökosysteme und die biologische Vielfalt auswirken und inwiefern sich menschliche Gemeinschaften auf weltweiter und regionaler Ebene anpassen können. Wie diese Folgen aussehen, haben wir an anderer Stelle beschrieben.

Der Bericht kommt zu dem eindeutigen Schluss, dass „der Klimawandel eine Bedrohung für das menschliche Wohlergehen und die Gesundheit des Planeten darstellt“. In dem Bericht heißt es weiter, dass wir durch „jegliche weitere Verzögerung konzertierter, vorausschauender weltweiter Maßnahmen zur Anpassung und Abschwächung des Klimawandels ein kurzes und sich schnell schließendes Zeitfenster verpassen, eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft für alle abzusichern.“

Was war neu an diesem Bericht?

Die IPCC-Berichte fassen den verfügbaren Forschungsstand zum Klimawandel zusammen (mehr darüber, wie der Prozess funktioniert, erfährst du hier). So können wir erkennen, wie sich der wissenschaftliche Kenntnisstand seit dem letzten Bericht aus dem Jahr 2014 (AR5) verändert hat, und können neue Entwicklungen in den Blick nehmen. Beispielsweise integriert dieser Bericht laut Zero Carbon Analytics mehr wirtschaftliche und sozialwissenschaftliche Daten und unterstreicht die wichtige Rolle sozialer Gerechtigkeit bei der Anpassung an den Klimawandel. Das vollständige Briefing ist auf der Website von Zero Carbon Analytics einsehbar.

Eine wichtige neue Erkenntnis ist außerdem das vertiefte Wissen darüber, wie der Klimawandel extreme Wetterereignisse befördert. Das verdanken wir dem Umstand, dass Wissenschaftler:innen die „Zuordnungsforschung“ (Attribution Science) heute besser verstehen. Der Bericht zeigt auch, dass der Anpassung an den Klimawandel harte Grenzen gesetzt sind – dass einige Ökosysteme und gesellschaftliche Gruppen sich nur bis zu einem bestimmten Grad verändern können. Der Bericht befasst sich auch eingehend mit dem Konzept der Fehlanpassung. Wenn Anpassung an den Klimawandel nicht in Zusammenarbeit erfolgt und ausreichend durchdacht ist, birgt das die Gefahr, dass wir gesellschaftliche Ungleichheiten vertiefen und Strukturen zementieren, die den Klimawandel und den Verlust der Artenvielfalt verstärken.

IPCC Explainer: Impacts, Adaptation and Vulnerability by John Lang/eciu

Die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels

Die naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels

Der erste Teil des aktuellen IPCC-Berichts – „Naturwissenschaftliche Grundlagen“ – beschreibt das Klimasystem, und wie der Mensch darauf Einfluss nimmt.

Dieser Teil des Berichts, der von der IPCC-Arbeitsgruppe I verfasst wurde, wurde im August 2021 veröffentlicht. Er untersucht anhand von über 14.000 veröffentlichten Arbeiten die naturwissenschaftlichen Grundlagen vergangener, gegenwärtiger und künftiger Klimaveränderungen. Der Bericht kommt zu dem Schluss, dass die Menschheit „eindeutig“ für die Erderwärmung verantwortlich ist und wir den Planeten weiterhin in einen dauerhaft veränderten Zustand treiben.

Was war neu an diesem Bericht?

Die IPCC-Berichte fassen den verfügbaren Forschungsstand zum Klimawandel zusammen (mehr darüber, wie der Prozess funktioniert, erfährst du hier). So können wir erkennen, wie sich der wissenschaftliche Kenntnisstand seit dem letzten Bericht aus dem Jahr 2014 (AR5) verändert hat, und können neue Entwicklungen in den Blick nehmen. Nach Berechnungen von Zero Carbon Analytics wurden weltweit seit Erscheinen des letzten Berichtes im Jahr 2014 fast 300 Milliarden Tonnen CO2 zusätzlich emittiert.

Damit ist die Weltgemeinschaft näher an die Temperaturgrenze des Pariser Abkommens herangerückt. In seinem Sonderbericht von 2018 sagt der IPCC voraus, dass das 1,5-Grad-Ziel zwischen 2030 und 2052 überschritten wird, wenn wir unseren Kurs nicht ändern. Ein vollständiges Briefing zu den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels ist auf der Website von Zero Carbon Analytics verfügbar.

Durch die wichtigen Erkenntnisse des IPCC-Berichtes ist auch in den Vordergrund gerückt, dass neben CO2-Emissionen auch der Ausstoß von Methan rasch gemindert werden muss. Außerdem beobachten wir große Fortschritte im Bereich der sogenannten „Zuordnungsforschung“ (Attribution Science), bei der Wissenschaftler:innen den Beitrag des Klimawandels zu Klimaveränderungen oder Extremwetterereignissen wissenschaftlich einordnen.

IPCC Explainer: The Science of Climate Change by John Lang/eciu

Kohlendioxidentfernung: Was ist das?

Kohlendioxidentfernung: Was ist das?

Um eine gefährliche Erwärmung zu verhindern, müssen wir unsere Emissionen schnell und drastisch senken. Da entsprechende Maßnahmen aber jahrzehntelang hinausgezögert wurden, sollen nun auch Technologien zum Einsatz kommen, die Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernen.

Wie wir den Klimawandel als weltweites Problem angehen, hängt sowohl von unseren Entscheidungen in Politik und Wirtschaftsentwicklung als auch von den physikalischen Zwängen des Klimasystems ab – vor allem vom Treibhauseffekt selbst. Solange weiter Kohlendioxid und andere Treibhausgase in die Atmosphäre ausgestoßen werden, erhöht sich der Druck aufs Klima, während immer weniger Möglichkeiten für politische Entscheidungen bleiben. Wie in der Erläuterung zu den Kohlenstoffbudgets beschrieben, [explainer on carbon budgets] (link to the carbon budgets deep dive)können wir nur noch eine bestimmte Menge ausstoßen, bevor die Sicherheitsgrenzen für den Temperaturanstieg überschritten sind. Und stoßen wir zu viel aus, kann es sein, dass heutige und künftige Generationen durch verschiedene Klimafolgen dafür bezahlen müssen. [various climate impacts] (link to the case studies deep dive).

Die Physik, die diesem Problem zugrunde liegt, bietet auch potenzielle Lösungen. Mit anderen Worten: Wenn der CO2-Ausstoß durch Kraftwerke oder den Verkehr die Erde aufheizen kann, kann seine Entziehung den Temperaturanstieg auch ausgleichen und begrenzen oder gar umkehren. Das ist der Gedanke hinter den Technologien zur Kohlendioxidentfernung (Carbon Dioxide Removal, CDR), die jetzt, nach Jahren unzureichender Fortschritte beim Bekämpfen des Klimawandels, zunehmend als mögliche Lösung diskutiert werden.

Die CDR-Technologie liegt heute vielen „Netto-Null“-Plänen und -Zusagen zugrunde, denen zufolge ein Teil der Treibhausgasemissionen, die schon angefallen sind oder künftig anfallen werden, durch das Entfernen von CO2 „aufgehoben“ werden soll – oft an einem anderen Ort als dem des Emittenten. Die Technologie wird auch bei den so genannten „Overshoot“-Szenarien herangezogen, bei denen die Temperaturziele des Pariser Abkommens aufgrund nicht ausreichender Emissionsminderung vorübergehend überschritten werden. In diesen Fällen soll CDR helfen, später in diesem Jahrhundert wieder in den „sicheren Bereich“ zu gelangen, indem sie die gesamten CO2-Emissionen ins Negative dreht – also mehr CO2 entfernt, als emittiert wird.

Kann man der Atmosphäre wirklich CO2 entziehen?

Adam Cohn

Die Entnahme von CO2 ist möglich und hat in gewisser Weise auch immer schon stattgefunden. Derzeit werden verschiedene Arten der CDR diskutiert – je nachdem, welche chemischen Mechanismen für die Abscheidung des betreffenden Treibhausgases eingesetzt werden und wie der abgeschiedene Kohlenstoff danach gespeichert wird. Einer der Mechanismen ist die Photosynthese, d. h. der natürliche Prozess, bei dem Pflanzen und einige Bakterien Wasser, Lichtenergie und CO2 in chemische Energie umwandeln und dabei Sauerstoff freisetzen. Die Photosynthese ist der Grund, weshalb die Erdatmosphäre genügend Sauerstoff enthält, dass komplexe Lebensformen wie der Mensch existieren können. Auch ist sie das Mittel, mit dem lebende Organismen mehr als die Hälfte aller CO2-Emissionen aus den derzeitigen menschlichen Aktivitäten aufnehmen und speichern – was sie zu Kohlenstoffsenken macht.

Wissenschaftler:innen haben diese natürlichen Kohlenstoffsenken in ihre Modellierung einbezogen. Um als echte CDR-Methode gelten zu können, muss die Photosynthese jedoch absichtlich und zusätzlich zu dem, was die Natur von sich aus tut, eingesetzt werden. Mit anderen Worten: Wir können nicht einfach alle Pflanzen der Erde als riesiges CDR-Projekt betrachten und uns auf dieses verlassen Stattdessen kann der Mensch absichtlich an Land oder in Küstengebieten Wälder anlegen und erhalten, Böden anreichern – oder auch bestimmte Pflanzen anbauen, die zur Herstellung von Biokraftstoff verwendet werden (und dann das CO2 aus der Verbrennung abscheiden).

Können Pflanzen mit Hilfe von Chemie CO2 abscheiden, kann der Mensch dies mit Hilfe von Chemie ebenfalls. Werden z. B. bestimmte Lösungs- oder Sorptionsmittel der Luft ausgesetzt, binden diese sich an CO2 und nehmen es auf – ähnlich, wie ein Schwamm Wasser aufnimmt. Und wie bei einem Schwamm kann dieses CO2 dann abgetrennt werden, während die ursprünglichen Chemikalien Wiederverwendung finden. Dieser Prozess wird als „Direct Air Capture“ (DAC) bezeichnet, und das sich daraus ergebende CO2 wird an bestimmten Orten gelagert, um sicherzustellen, dass es vollständig entfernt und nicht wieder in die Atmosphäre abgegeben wird. Es gibt feste und flüssige Materialien, die für DAC verwendet werden können, sowie einige weniger entwickelte innovative Methoden zur Abscheidung von CO2 aus der Luft.

Ein weiterer natürlicher Prozess, der sich schon auf unsere Umwelt auswirkt und den wir uns bewusst zunutze machen können, um dem Klimawandel entgegenzuwirken, ist die Verwitterung, d. h. die allmähliche Zersetzung von Gesteinen und Mineralien in Kontakt mit Luft, Wasser oder lebenden Organismen. Einige chemische Mechanismen der Verwitterung beziehen CO2 aus der Atmosphäre mit ein, und dies lässt sich gezielt verstärken, um diese Reaktionen zu beschleunigen – z. B. indem man fein gemahlenen Basalt auf Oberflächen ausbringt. Wie bei Pflanzen gilt dies jedoch nur dann als CDR, wenn es absichtlich geschieht und das CO2 erfolgreich abgeschieden wird.

Kann die CDR unser Klimaproblem lösen?

Auch wenn die chemischen Grundlagen der verschiedenen Arten der CDR auf dem Papier überzeugen – die Umsetzung in die Realität gestaltet sich bislang schwierig. Die chemischen Prozesse der Direct Air Capture und verstärkter Verwitterung können energieintensiv und wenig effizient sein. Auch sind die Kosten für die Abscheidung von CO2 mit diesen Verfahren derzeit so hoch, dass es wirtschaftlich wenig Sinn ergibt, diese Projekte zu verfolgen. Zum Teil liegt dies daran, dass diese Technologien gegenüber den erneuerbaren Energien noch in den Kinderschuhen stecken.

Was die biologische Kohlenstoffabscheidung betrifft, haben Pflanzen die Photosynthese seit Millionen Jahren perfektioniert – diese natürliche „Technologie“ ist ausgereift. Die biologische CDR mithilfe angepflanzter Wälder kann sich dagegen erheblich auf die Ernährungssicherheit, auf die biologische Vielfalt und auf Landrechte auswirken. Auch ist die biologische CDR zwar kostengünstiger als die chemische CDR, doch ist es angesichts des derzeitigen Ausmaßes unseres Einflusses auf das Klima für die biologische CDR unmöglich, dies allein auszugleichen. Auch hier gelten wieder die physikalischen Zwänge: Für unser aktuelles Ausmaß an Treibhausgasemissionen gibt es einfach nicht genug Land auf der Erde. Und natürlich wäre der Kohlenstoffabbau durch Pflanzen auch keine dauerhafte oder gar langfristige Lösung, wenn die genutzten Bäume und Pflanzen nicht auch sorgfältig vor Bränden oder Abholzung geschützt würden.

Wenn CDR zur Deckung unserer kollektiven Überschreitung des Kohlenstoffbudgets eingesetzt werden soll, muss nachgewiesen werden, dass tatsächlich genug CO2 dauerhaft aus der Atmosphäre entfernt wird. Dies würde wiederum zuverlässige Methoden für die Messung des CO2, die Meldung der Daten und die Überprüfung der Ergebnisse erfordern, die es bisher so nicht gibt.

Darauf zu setzen, dass CDR unser Klimaproblem löst, kommt daher einer riskanten Wette auf ein künftiges, noch ungewisses Ergebnis gleich. Es ist einfach nicht sicher, dass diese technologischen Lösungen rechtzeitig ausgereift sind und ihren Beitrag dazu leisten können, die Temperatur nicht übermäßig ansteigen zu lassen. Wenn wir uns heute für politische Maßnahmen entscheiden, die sich auf CDR stützen, und sie dann nicht wie nötig funktionieren, haben wir die jetzt noch bestehende Chance zur Verhinderung des Ausstoßes weiterer Emissionen verpasst. Wir könnten dann nicht einfach die Uhr zurückdrehen und uns anders entscheiden.

Was kann CDR also ausrichten?

Der IPCC erklärt, dass CDR uns helfen kann, die so genannten „schwer abbaubaren“ (hard-to-abate) Restemissionen aus Bereichen wie der Luftfahrt oder der Schwerindustrie auszugleichen. Die vollständige Dekarbonisierung in diesen Sektoren kann entweder unerschwinglich teuer sein oder zu lange dauern, da die erforderlichen Technologien noch nicht in großem Umfang verfügbar sind. Um die Klimafolgen der Emissionen dieser Bereiche vermeiden zu helfen, kann CDR eingesetzt werden, um deren Aktivitäten zu kompensieren, indem CO2 aus der Atmosphäre entfernt wird.

Die Kohlenstoffentfernung wird in den nächsten Jahrzehnten wahrscheinlich nur begrenzt stattfinden und bei Weitem nicht die Menge an Emissionen bewältigen können, die jedes Jahr kompensiert werden müssen, um die Überschreitung der Erwärmungsgrenzen zu vermeiden. Daher weist der IPCC darauf hin, dass die begrenzte CDR-Kapazität nur Sektoren mit schwer abbaubaren Restemissionen abdecken sollte und nicht als Freifahrtsschein für alles andere dienen kann. Tatsächlich schreibt der jüngste IPCC-Bericht der CDR in seinen vorgeschlagenen Wegen für die Wirtschaft verglichen mit seinen früheren Szenarien zur Erreichung der Ziele des Pariser Abkommens eine geringe Rolle zu. Die Botschaft ist klar: Im Mittelpunkt unseres Handelns sollte das Verringern der Emissionen stehen.

Nützliche Ressourcen

  • Auf einer Veranstaltung während der COP27 in Ägypten sprechen die IPCC-Autor:innen über Kohlendioxidentfernung (CDR) und wie das Thema von der Arbeitsgruppe 3 behandelt wird
  • Der erste Bericht seiner Art über den Stand der Kohlendioxidbeseitigung, veröffentlicht Anfang 2023, befasst sich mit dem Stand von CDR auf globaler Ebene
  • Ein Glossar zur CDR-Terminologie von der American University
  • Eine weitere Erläuterung zur Funktionsweise von CDR von der American University

Was ist ein Kohlenstoffbudget?

Was ist ein Kohlenstoffbudget?

Die Wissenschaft kann die gefährlichen Folgen verschiedener Erwärmungsniveaus für den Menschen und andere Lebewesen auf der Erde aufzeigen, doch sind dies nur mögliche Zielpunkte, keine Wegbeschreibungen.

Die Ziele des Pariser Abkommens von 2015 basieren auf den Folgen, die eine Erwärmung um 1,5° und 2 °C für den Menschen und andere Arten hätte Sie legen relativ „sichere“ Grenzen fest, innerhalb derer einige unumkehrbare, aber noch nicht katastrophale Schäden auftreten würden. Die IPCC-Berichte und andere Forschungsarbeiten zeigen, dass eine Begrenzung des Anstiegs der weltweiten Durchschnittstemperatur in diesem Jahrhundert auf deutlich unter 2°C bedeutet, dass wir die gefährlichsten Folgen des Klimawandels noch abwenden können. Gelingt uns dies, besteht auch Hoffnung, dass wir uns anpassen und uns eine resiliente, nachhaltigere Zukunft erarbeiten können.

Leider gibt es jedoch keinen Thermostat für die gesamte Erde, an dem wir diese Zahlen einfach einstellen könnten. Die Temperaturziele allein reichen als Richtschnur für die Klimaschutzpolitik nicht aus, da das Erwärmungsniveau, das wir erreichen, von einer Reihe komplexer Zusammenhänge abhängt, die mit der Zeit von Regierungen und Unternehmen in aller Welt getroffen werden. Diese Entscheidungen auf nationaler, regionaler und lokaler Ebene werden wirksam dazu beitragen, politische Ziele festzulegen und Anreize für Veränderungen zu setzen. Dafür muss das Level an ausgestoßenen Treibhausgas-Emissionen geregelt werden, nicht die Temperatur.

Für die Umrechnung der Temperatur in Emissionen, und um die Ziele von Paris umsetzbar zu machen, bedienen sich Wissenschaftler:innen sogenannter „Kohlenstoffbudgets“. Diese funktionieren so ähnlich wie ein Geldbudget: Es gibt eine Obergrenze für die Gesamtausgaben (die Menge an Treibhausgasen, die wir emittieren dürfen), die sicherstellt, dass wir im „sicheren Bereich“ bleiben und uns nicht verschulden (in diesem Fall bei künftigen Generationen). Doch Kohlenstoffbudgets haben eine Besonderheit: Während für das Beurteilen eigener Ausgabengrenzen meist ein Blick aufs eigene Konto und die Differenz zu deinen Einnahmen ausreicht, müssen Wissenschaftler:innen beim Kohlenstoffbudget auch die Gesamtmenge der Treibhausgasemissionen berechnen, die mit verschiedenen Erwärmungsniveaus vereinbar sind.

Diese Berechnungen einbezogen, können Kohlenstoffbudgets uns mehrere Dinge zeigen: wie wir tatsächlich dastehen (das historische Budget), wie lange wir noch im derzeitigen Maße „ausgeben“ (emittieren) können (das verbleibende Budget), und wie eine faire und gerechte Aufteilung des Gesamtbudgets zwischen den Ländern aussehen würde.

Was ist ein Kohlenstoffbudget?

Bei deinem eigenen Geldbeutel lässt sich die endgültige Zahl – wie viel Geld dir zur Verfügung steht, ohne dass du dir Sorgen machen musst, zu viel auszugeben – nur mit Angaben zu deinen Einnahmen und Kosten errechnen. Ähnlich dazu beginnt auch ein Kohlenstoffbudget damit, dass Forschende die Quellen des Kohlenstoffs, der in die Atmosphäre gelangt, und die Senken, die Kohlenstoff aus der Atmosphäre binden (z. B. Wälder oder das Meer), bestimmen. Dank der Fortschritte in den Klima- und Geowissenschaften ist es möglich, eine Bilanz des Kohlenstoffkreislaufs in der Natur zu erstellen und dann eine zusätzliche Quelle hinzuzufügen – die Emissionen aus menschlichen Aktivitäten.

Beim eigenen Kontostand ist es zumeist wichtig, nicht unter null zu fallen, um zu vermeiden, dass man etwas nicht bezahlen kann oder auf teure Kredite zurückgreifen muss. Im Klimasystem bewirkt die Menge an Kohlenstoff in der Atmosphäre – gemessen als Konzentration in „Anteilen pro Million“ (ppm) – den „Treibhauseffekt“ und bestimmt die Höhe der weltweiten Durchschnittstemperatur. Es ist dieses Temperaturniveau, um das wir uns sorgen, da eine Überschreitung der im Pariser Abkommen festgelegten 2-Grad-GrenzeFolgen hätte, die nach gemeinsamer Auffassung der Länder nicht hinnehmbar wären.

Um das eigene Budget auszugleichen, kann man Kosten sparen, oder versuchen, mehr zu verdienen, oder man kann einen Kredit aufnehmen und diesen mit Zinsen aus künftigen Einnahmen zurückzahlen. Um ein Kohlenstoffbudget auszugleichen, können wir ebenfalls „Kosten sparen“, indem wir herausfinden, wie wir uns an die Folgen der Erderwärmung anpassen können, doch sind die Möglichkeiten hier ziemlich begrenzt: Wir können z. B. nicht mit der Eiskappe Grönlands über eine Verringerung der durch den Klimawandel verursachten Schmelze verhandeln. „Mehr zu verdienen“ bedeutet mit Blick auf ein Kohlenstoffbudget, durch Maßnahmen wie erneuerbare Energien, mehr Energieeffizienz und andere Schritte die Emissionen deutlich zu verringern. Und „einen Kredit aufzunehmen“ würde bedeuten, die Verantwortung auf künftige Generationen zu verlagern, die sich dann viel mehr anstrengen müssten – nicht nur, um die Emissionen zu verringern, sondern um sie auf ein negatives Niveau zu bringen, indem mehr Treibhausgase gebunden als ausgestoßen würden.

Letztlich kann ein Budget auch Einnahmen und Ausgaben in verschiedenen Währungen umfassen. Und da es nicht möglich ist, die verschiedenen Währungseinheiten direkt zu addieren und zu subtrahieren, rechnen wir sie zum Vergleich in eine gemeinsame Währung um. Ähnlich werden für jedes der Treibhausgase in der Atmosphäre Budgets berechnet, die dann vergleichbar gemacht werden, indem man sie in Einheiten von „Kohlendioxidäquivalenten“ (CO2e) „umrechnet“. Der Bezug auf Kohlendioxid ergibt sich daraus, dass es das dominante Treibhausgas ist, das durch menschliche Aktivitäten ausgestoßen wird.

Matjaz Krivic / Climate Visuals Countdown

Wie hoch ist also unser Kohlenstoffbudget?

Die bekannteste Studie zur Ermittlung unseres Kohlenstoffbudgets stammt vom Global Carbon Project – einem internationalen Forschungsprojekt im Rahmen der Forschungsinitiative „Future Earth“ zu weltweiter Nachhaltigkeit und Forschungspartner des Weltklimaforschungsprogramms. Im Jahr 2022 kamen mehr als 100 Forschende zusammen, um die 17. Ausgabe des CO2-Budgets zu erstellen.

Das Budget des Global Carbon Project beschreibt Trends der weltweiten CO2-Emissionen aus Energie- und Landnutzung. So stiegen die fossilen Kohlenstoffemissionen 2022 weiter an und erreichten 36,6 Milliarden Tonnen CO2 – ein Prozent mehr als im Jahr zuvor. Dieser Anstieg war etwas stärker als der bislang höchste vor der Pandemie 2019 und ist weit davon entfernt, was für das Erreichen der Ziele des Pariser Abkommens nötig wäre. Stattdessen bedarf es eines raschen Rückgangs in der Größenordnung von etwa 1,4 Gt CO2 pro Jahr, um bis 2050 netto null CO2-Emissionen erreichen zu können.

Das weltweite Kohlenstoffbudget sagt uns jedoch auch, wie viel wir emittieren können, ohne die Erwärmung um 1,5°, 1,7 ° oder 2 °C zu überschreiten, nämlich 380, 730 bzw. 1.230 Milliarden Tonnen CO2. Um diese Zahlen weniger abstrakt zu machen, präsentieren Wissenschaftler:innen sie in der Regel als „Jahre, in denen man wie im letzten Jahr verfährt“. Basierend auf den Emissionsniveaus von 2022 haben wir demnach noch neun Jahre Zeit, bis wir die 1,5-Grad-Grenzedurchbrechen, und nur noch 18 bzw. 30 Jahre, bis wir die höheren Grenzen überschreiten.

Nützliche Ressourcen

Nahrungsmittel und Klimawandel

Nahrungsmittel und Klimawandel

Das weltweite Nahrungsmittelsystem – von den Feldern und Bauernhöfen bis hin zu unseren Esstischen und Abfalleimern – ist die Lebensgrundlage für über eine Milliarde Menschen.

Der IPCC-Bericht aus dem Jahr 2019 mit dem Thema „Klimawandel und Landsysteme“ stellt fest, dass das Nahrungsmittelangebot pro Kopf seit 1961 um mehr als 30 % gestiegen ist und das Nahrungsmittelsystem im Ganzen mehr als genug Kalorien produziert, um die Welt ernähren zu können. Allerdings deuten jüngste UN-Daten darauf hin, dass 2021 noch immer 828 Millionen Menschen von Hunger betroffen waren, wobei schätzungsweise 45 Millionen Kinder unter fünf Jahren an Auszehrung leiden, der tödlichsten Form der Unterernährung.

Unser derzeitiges Ernährungssystem, das durch Konflikte, wirtschaftliche Schocks und zunehmende Ungleichheit unter enormem und wachsendem Druck steht, ist auch durch den Klimawandel bedroht. Laut den jüngsten Erkenntnissen des IPCC hat der Klimawandel z. B. schon das Produktivitätswachstum gedämpft und zu einem Rückgang der Fischbestände geführt. Da wir von einer Handvoll Arten von Nutzpflanzen abhängig sind, deren Saatgüter von einigen wenigen Unternehmen beherrscht werden, werden internationale Rohstoffengpässe und Preisspitzen in einem hoch vernetzten und weniger widerstandsfähigen System immer wahrscheinlicher. Eine weitere Erwärmung, angefacht durch derzeitige und künftige Treibhausgasemissionen, wird voraussichtlich zu Rückgängen bei den Ernteerträgen führen und große Teile der Welt für die bestehenden Agrarmodelle ungeeignet machen.

Der IPCC-Bericht geht davon aus, dass die Zahl der von Hunger bedrohten Menschen bis 2050 je nach Grad der Erwärmung um 8 bis 80 Millionen zunehmen wird. Am stärksten werden die Menschen in Afrika südlich der Sahara, in Südasien und in Mittelamerika betroffen sein. Kleinen und mittelgroßen Nahrungsmittelproduzenten in diesen Regionen kommt für die weltweite Ernährungssicherheit eine Schlüsselrolle zu, da ländliche Haushalte in Regionen mit niedrigem und mittlerem Einkommen die Hälfte des weltweiten Getreides und den Großteil des Obstes und Gemüses produzieren. Jedoch fehlen diesen schon jetzt die Mittel, um ihre Verluste durch Dürren und andere klimabedingte Ereignisse zu decken, oder sich an die härteren Bedingungen anpassen zu können. Mit der zunehmenden Klimakrise wird sich die Lage für diese Produzenten voraussichtlich noch weiter verschlimmern.

Wenn die Treibhausgasemissionen weiter so hoch bleiben, werden dem Bericht zufolge bis zum Ende des Jahrhunderts bis zu 30 Prozent der derzeitigen Flächen für Ackerbau und Viehzucht für die Nahrungsmittelproduktion ungeeignet sein. Verringern wir die Emissionen dagegen rasch, würden wir weniger als 8 Prozent dieser landwirtschaftlichen Flächen verlieren. In dieser Hinsicht sind Südasien, Südostasien, Teile Australiens, die Sahelzone in Afrika und das Gebiet um das Amazonasbecken in Südamerika die am stärksten gefährdeten Regionen.

Es liegt nicht in unserer Macht, uns einfach an diese gravierenden Veränderungen anpassen, oder sie durch bereits ausgereifte Anpassungsmaßnahmen verhindern zu können. Die Verringerung der Emissionen in Verbindung mit einer Diversifizierung der Nahrungsmittel-Produktionssysteme und -Lieferketten wird diese Risiken allerdings abmildern – durch eine höhere Widerstandsfähigkeit der weltweiten Nahrungsmittelsysteme und eine geringere Anfälligkeit für extreme Wetterereignisse.

Darüber hinaus wird die Umstellung auf umweltfreundlichere, klimafreundlichere Nahrungsmittelsysteme sowohl auf der Angebots- als auch auf der Nachfrageseite selbst die Erwärmung verringern: Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) schätzt, dass die Nahrungsmittelsysteme der Welt bis 2021 für mehr als ein Drittel der weltweiten Treibhausgasemissionen aus menschlicher Tätigkeit verantwortlich waren.

Was geschieht mit den Grundnahrungsmitteln?

Dhana Kencana / Climate Visuals

Die Ernteerträge sind in den letzten sechs Jahrzehnten gestiegen. Durch verschiedene Folgen wie höhere Temperaturen, häufigere und intensivere extreme Wetterereignisse sowie Veränderungen in Schädlingspopulationen und Bodendegradation hat der Klimawandel jedoch schon etwa 21 % dieses Wachstums zunichte gemacht. In diesem Jahrhundert könnte sich der Trend des Ertragswachstums für Kulturen wie Mais, Sojabohnen, Reis und Weizen gar um bis zu 3,3 % pro Jahrzehnt umkehren – je nach Standort und konkreter Pflanzensorte. Mehr Kohlendioxid in der Atmosphäre könnte die Ernteerträge potenziell zwar steigern, würde die Kehrseite dieses Effekts aber nicht ausgleichen: Ein erhöhtes CO2-Niveau verringert auch das Niveau an Nährstoffen und Vitaminen in den Pflanzen, wodurch diese weniger nahrhaft werden. Auch kann dies die Bestäubung und Fortpflanzung beeinträchtigen.

Die vom Menschen verursachte Erwärmung wird das Risiko gleichzeitiger Produktionsausfälle bei bedeutsamen Kulturpflanzen in wichtigen Ländern erhöhen und im Nahrungsmittelsystem einen Dominoeffekt auslösen. Die Ernteerträge in verschiedenen Regionen der Welt sind durch großräumige Klimamuster miteinander verbunden (z. B. El Niño und La Niña oder die Erwärmungs- und Abkühlungsphasen der periodischen Schwankungen der Winde und Meeresoberflächentemperaturen über dem tropischen Ostpazifik). Die durch den Klimawandel bedingten Veränderungen dieser Muster können sich gleichzeitig auf Ernten in aller Welt auswirken. Tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass das Risiko gleichzeitiger Ernteausfälle im Vergleich zum Zeitraum 1967 bis 1990 bei Weizen, Sojabohnen und Mais schon gestiegen ist. Diese Risiken werden Prognosen zufolge bei weiterer Erwärmung dramatisch zunehmen, ebenso wie das Potenzial für weltweite Störungen in der Nahrungsmittelversorgung. Auch birgt der Klimawandel das Risiko häufigerer einzelner extremer Wetterereignisse auf der ganzen Welt, was potenziell zu desaströsen Folgen in den Nahrungsmittellieferketten führen kann.

Steigt die weltweite Durchschnittstemperatur um mehr als 2°C an, wird die Anpassung allein nicht ausreichen, um zu verhindern, dass der Klimawandel die Ernteerträge verringert – egal, wie viel Geld in Anpassungsmaßnahmen investiert wird. Die Anpassung ist jedoch in der Tat notwendig, und ihre Kosten werden zusammen mit den Kosten der klimabedingten Verluste von 63 Milliarden US-Dollar bei einer Erwärmung um 1,5°C auf 128 Milliarden US-Dollar bei einer Erwärmung um 3 °C steigen. Doch es gibt Lösungen, um diese Kosten zu senken. Neben einer raschen Verringerung der Emissionen in allen Sektoren kann und muss die industrielle Landwirtschaft – die energie- und wasserintensiv ist, viel Dünger benötigt und auf Monokulturen basiert – auf einen diversifizierten und nachhaltigeren Ansatz umgestellt werden.

Wie wird die Tierhaltung funktionieren?

Robert Benson / Aurora Photos

Die groß angelegte industrielle Rinder- und Geflügelzucht trägt erheblich zum menschengemachten Klimawandel bei, und zwar sowohl durch die Treibhausgasemissionen der Tierhaltungsbetriebe als auch durch die extensive Landnutzung für die Futtermittelproduktion. Für die Rinderhaltung werden häufig Weiden benötigt, die durch die Abholzung von Wäldern entstanden sind, was die daraus hergestellten Fleisch- und Milchprodukte besonders emissionsintensiv macht. Die gerodeten Bäume binden keinen Kohlenstoff mehr und setzen stattdessen zuvor gespeicherten Kohlenstoff in die Atmosphäre frei. Beim Verdauungsprozess von Rindern entsteht zudem Methan, ein stärkeres Treibhausgas als CO2, während der Anbau von Tierfutter die Emissionen von Distickstoffmonoxid aus dem Einsatz von Düngemitteln erhöht. Aus einem anderen Blickwinkel schadet die vom Menschen verursachte Erwärmung auch den Nutztieren, da hohe Temperaturen deren Gesundheit, Wachstum und Fruchtbarkeit beeinträchtigen.

Die IPCC-Berichte zeigen für die Lösung dieses Problems mehrere Möglichkeiten auf. Auf der Angebotsseite können eine bessere Bewirtschaftung der Weideflächen, ein besserer Umgang mit Tierdünger und hochwertigere Futtermittel die Viehzucht und Nahrungsmittelproduktion weniger kohlenstoffintensiv machen, sodass diese weniger zum menschengemachten Klimawandel beitragen. Letztendlich muss jedoch die Nachfrage (vor allem in den Industrieländern) auf eine gesündere und nachhaltigere Ernährung umschwenken, wobei Protein mehr aus Pflanzen und Meeresfrüchten statt aus Fleisch stammen sollte.

Wie steht es mit der Fischerei und Meeresfrüchten?

Shibasish Saha / Climate Visuals

Der Klimawandel wirkt sich vielfältig auf die Meere aus – von den bekannteren Faktoren wie steigenden Oberflächentemperaturen, Versauerung und dem Anstieg des Meeresspiegels bis hin zu Algenblüten und niedrigem Sauerstoffgehalt, zur Ausbreitung von Parasiten, zu marinen Hitzewellen und anderen extremen Wetterereignissen. Aufgrund der Folgen des Klimawandels, die wir schon erleben, sind die weltweiten Fischereierträge zwischen 1930 und 2010 um 4,1 Prozent zurückgegangen, wobei in einigen Regionen Verluste von 15 bis 35 Prozent verzeichnet wurden. Vor allem marine Hitzewellen, die bereits zu Zusammenbrüchen in der lokalen Fischerei und Aquakultur geführt haben, werden bis zum Ende des Jahrhunderts voraussichtlich 20 bis 50 Mal häufiger auftreten.

Fischpopulationen werden durch tiefgreifende Veränderungen in ihrem Lebensraum gestört. Dies kann die etablierten Fischereirouten beeinträchtigen und sich auf die potenziellen Fangmengen in tropischen Regionen auswirken – zusätzlich zu ohnehin schon nicht nachhaltigen Praktiken wie extensiver Überfischung und der Verwendung von Plastiknetzen. Diese Netze und andere einfach ins Meer geworfene „Geisternetze“ sind die tödlichste Quelle der Meeresverschmutzung. Aus einem anderen Blickwinkel ist die Aquakultur, die „Landwirtschaft im Wasser“, eine immer wichtigere Quelle für Fisch, Meeresfrüchte und Algen und wird ebenfalls durch die Folgen des Klimawandels beeinträchtigt.

Nützliche Ressourcen

  • Fünfminütiges Video der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) über deren Sicht zur Nahrungsmittelsicherheit und Ernährung in der Welt im Jahr 2022.
  • Umweltfolgen der Nahrungsmittelproduktion aus Our World in Data.
  • Eine 24-minütige Episode aus Radio Davos, einem Podcast des Weltwirtschaftsforums, mit dem Titel ‚COP26: Feed the world without destroying the climate‘ (COP26: Die Welt ernähren, ohne das Klima zu zerstören)

Klimawandel und biologische Vielfalt

Klimawandel und biologische Vielfalt

Der Klimawandel und der Verlust unserer biologischen Vielfalt sind zwei der wichtigsten Herausforderungen, vor denen wir stehen. In vielerlei Hinsicht sind sie zudem miteinander verknüpft.

Obwohl sich das Leben auf der Erde schon immer unter wechselnden klimatischen Verhältnissen entwickelt hat, bot die relative Stabilität über die letzten Jahrtausende Flora und Fauna wie auch der menschlichen Zivilisation günstige Bedingungen. Viele Pflanzen und Tiere haben sich an bestimmte Temperaturen oder die Verfügbarkeit von Wasser angepasst. Da sich diese aufgrund der rasanten Erwärmung jedoch verändern, werden viele Arten es nicht schaffen, sich rechtzeitig anzupassen. Einige, vor allem in den Polar- und Gebirgsregionen, haben keine Möglichkeit, den steigenden Temperaturen zu entkommen, und sind so vom Aussterben bedroht. Auch beeinträchtigen veränderte Klimasignale wie der frühe Frühlingsbeginn saisonale Prozesse wie die Blüte oder Paarung, und diese Störungen haben wiederum Folgen für die Nahrungsketten und Ökosysteme.

Waldbrände, Hitzewellen und andere extreme Wetterereignisse zerstören ganze Ökosysteme, sowohl an Land als auch im Meer. Auch die Erholung von diesen spontanen Ereignissen, die an Intensität und Häufigkeit zunehmen, wird immer schwieriger. Der durch den Klimawandel verursachte akute und chronische Stress verschärft andere Risiken nur noch mehr – die Abholzung von Wäldern, die Verschmutzung von Luft, Wasser und Böden; übermäßige Jagd und Fischerei, die Ausbreitung invasiver Arten usw.

Darüber hinaus hat die Natur schon immer entscheidend dazu beigetragen, den vom Menschen verursachten Druck auf das weltweite Klima zu mindern. Mehr als die Hälfte aller CO2-Emissionen, die durch unsere Aktivitäten entstehen, werden von Pflanzen per Photosynthese aufgenommen und in lebender und toter Biomasse zwischengespeichert oder im Meer gelöst. Lebende Organismen beeinflussen auch die physikalischen Parameter des Klimasystems wie z. B. das Reflexionsvermögen der Landoberfläche sowie die Bildung von Wolken und Staub in der Atmosphäre.

Gesunde und vielfältige Ökosysteme können dem Menschen daher helfen, Klimafolgen wie extremes Wetter zu überleben. Intakte Wälder halten z. B. Regenwasser zurück und verringern Überschwemmungsschäden, während Feuchtgebiete an der Küste Erosion und Überschwemmungen durch den Anstieg des Meeresspiegels verhindern. Ökosysteme können uns auch helfen, uns an das sich ändernde Klima anzupassen; in lokalen Gemeinschaften unterstützen sie Existenzen und tragen zu nachhaltigen Nahrungsmittel- und Energielösungen bei.

So wichtig der Schutz der biologischen Vielfalt vor dem Klimawandel auch ist, geht es nicht nur darum, Lebewesen um ihrer selbst willen zu erhalten. Korallenriffe, die durch häufigere marine Hitzewellen bedroht sind, sind die Lebensgrundlage für viele Fischer. Wälder haben einen wirtschaftlichen und kulturellen Wert für unzählige Gemeinschaften. Da die fortschreitende Erwärmung und Umweltzerstörung die Fähigkeit natürlicher Ökosysteme untergraben, Kohlenstoff zu speichern, besteht zudem ein erhebliches und zunehmendes Risiko von Rückkopplungsschleifen, die eine schon schlimme Situation noch verschärfen.

Der Weltklimarat und die Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services, IPBES) sind zu dem Schluss gekommen, dass der Verlust an biologischer Vielfalt und der Klimawandel untrennbare Bedrohungen für die Menschheit darstellen, die gemeinsam angegangen werden müssen. Wenn wir dies nicht tun, riskieren wir unumkehrbare Verluste und Schäden. Andererseits wird ein Erfolg zusätzliche Vorteile für unsere Gesundheit und Lebensqualität mit sich bringen.

Was bedeutet die prognostizierte Erwärmung für die biologische Vielfalt?

Der Bericht der IPCC-Arbeitsgruppe II über Folgen und Anpassung aus dem Jahr 2022 beschreibt sehr detailliert, was bei verschiedenen Erwärmungsszenarien mit Pflanzen, Tieren und ganzen Ökosystemen geschehen würde. So würden z. B. Meeres- und Küsten-Ökosysteme wie Seetangwälder oder Seegraswiesen unumkehrbar geschädigt oder zerstört, wenn der Temperaturanstieg die Schwelle von 1,5°C überschreitet. Allein bei Korallenriffen wäre bei dieser Erwärmung mit einem Rückgang von 70 bis 90 Prozent zu rechnen, bei 2°C wären es gar 99 Prozent. Die Bemühungen um den Schutz der meisten Korallenriffe würden bei einer Erwärmung von über 1,5°C wenig Erfolg haben. Neben dem Anstieg der Durchschnittstemperatur sind die Meeres- und Küsten-Ökosysteme auch durch marine Hitzewellen bedroht, die selbst bei einer Begrenzung der Erwärmung auf 2°C voraussichtlich 20 Mal häufiger auftreten würden.

Dhana Kencana / Climate Visuals

Die Kombination verschiedener Belastungen durch den Klimawandel und andere Umweltbelastungen wird das Aussterben von Pflanzen- und Tierarten sowohl an Land als auch im Meer wahrscheinlich mindestens 1.000 Mal schneller vorantreiben als die natürliche Rate. Allerdings ist dies noch nicht entschieden, da die Senkung der Treibhausgasemissionen und die Änderung unserer Klimakurve die Aussterberate erheblich verringern würden.

Über das Aussterben einzelner Arten hinaus kann und wird der Klimawandel grundlegende und unumkehrbare Veränderungen in Ökosystemen auslösen. Dies wird sich wiederum auf das lokale Wetter auswirken und den Klimawandel beschleunigen. Schon jetzt beobachten wir eine Verschiebung der Biome (Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen in einem größeren geografischen Raum, zum Beispiel vom Regenwald zur Savanne). Diese Verschiebungen werden der Prognose nach auf weniger als 15 Prozent der Landfläche stattfinden, wenn der Temperaturanstieg weniger als 2°C beträgt. Verfehlen wir dieses Ziel jedoch und liegt der Temperaturanstieg näher bei 4 °C, werden diese Verschiebungen auf mehr als einem Drittel der Landoberfläche stattfinden. Umweltveränderungen dieses Ausmaßes würden tiefgreifende Auswirkungen auf die Lebensgrundlagen und das Wohlergehen der Menschen sowie auf die biologische Vielfalt haben.

Was bedeuten die verschiedenen Lösungen für die biologische Vielfalt?

Der IPCC-Bericht kommt zu dem Schluss, dass bei einem Anstieg der weltweiten Durchschnittstemperatur Schutzmaßnahmen allein nicht ausreichen werden, um unumkehrbare Verluste zu verhindern – weder an Land noch im Meer. Dies gilt vor allem bei einem Anstieg von über 2°C. Die Wiederherstellung einheimischer Vegetation beispielsweise kann die lokale Widerstandsfähigkeit gegenüber Extremereignissen wie Hitzewellen und Überschwemmungen verbessern und die Kohlenstoffspeicherung fördern, doch ist dies keine Alternative zu Klimaschutzmaßnahmen. Um die Erde und die biologische Vielfalt, auf die wir angewiesen sind, zu schützen, müssen wir sowohl die Ökosysteme schützen und ihnen die Möglichkeit geben, sich an neue Bedingungen anzupassen, als auch weitere Bedrohungen durch den Klimawandel abmildern. Wir können dies erreichen, indem wir die Treibhausgasemissionen reduzieren.

 

Einige der Lösungen, die für die Veränderung unserer Energie- und Nahrungsmittelsysteme zum Verringern der Emissionen verfügbar sind, werfen hinsichtlich der biologischen Vielfalt aber selber Bedenken auf. Bioenergie mit Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (engl. „BECCS“) ist zum Beispiel eine viel diskutierte Alternative zur Nutzung fossiler Brennstoffe. Bei diesem Vorgang werden Monokulturen zur Kraftstoffgewinnung gepflanzt und der bei der Verbrennung entstehende Kohlenstoff wird abgeschieden und gespeichert, sodass er nicht in die Atmosphäre gelangen kann. Für BECCS werden jedoch große Flächen benötigt, was mit dem Naturschutz kollidiert und potenziell natürliche Ökosysteme stört. Ähnlich hierzu ist auch das Pflanzen von Bäumen zur Kohlenstoffbindung kein Allheilmittel gegen den Klimawandel. Es ist vielmehr ein Instrument, das eine sorgfältige Abwägung der damit verbundenen Risiken und eine angemessene Steuerung erfordert, um sicherzustellen, dass es sowohl auf wissenschaftlichen Erkenntnissen beruht als auch die von seinem Einsatz betroffenen lokalen Gemeinschaften einbezieht.

Was tun wir, um die Krise der biologischen Vielfalt zu lösen?

Die Risiken für die biologische Vielfalt werden nicht nur im Rahmen des Klimawandels erörtert; die Herausforderung wird international auch separat behandelt. Das Übereinkommen über die biologische Vielfalt (Convention on Biological Diversity, CBD), das Ende 1993 in Kraft getreten ist, zielt darauf ab, die biologische Vielfalt zu schützen und ihre Bestandteile nachhaltig und auf faire und gerechte Weise zu nutzen. Die letzte Konferenz der Vertragsparteien des Übereinkommens (CBD COP15), die Ende 2022 in Kanada stattfand, endete mit einem bahnbrechenden Pakt, den Naturschwund bis 2030 aufhalten und umkehren zu wollen. Der Pakt umfasst eine Reihe von Maßnahmen dafür, Regierungen bezüglich ihrer Zusagen in die Pflicht zu nehmen.

Ashden / Ashden

Mit dem Ziel, die wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Thema zu bewerten und zusammenzufassen, hatten Regierungen 2012 außerdem die Zwischenstaatliche Plattform für Biodiversität und Ökosystem-Dienstleistungen (engl. „IPBES“) gegründet – ein internationales Gremium für Biodiversitätsforschung und -politik. Die IPBES, der inzwischen fast 140 Mitgliedstaaten angehören, bewertet in thematisch unterschiedlichen Berichten, die von hunderten ehrenamtlichen Wissenschaftler:innen aus aller Welt verfasst und editiert werden, den Zustand der biologischen Vielfalt und den Beitrag der Natur zugunsten des Menschen. Die beiden letzten Berichte vom Sommer 2022 behandelten die nachhaltige Nutzung wildlebender Arten und die unterschiedlichen Formen, wie der Mensch die Natur wertschätzt. Die IPBES-Berichte kommen zu dem Schluss, dass z. B. viele der wildlebenden Arten, auf die Menschen zu ihrer Ernährung, Energieversorgung oder für ihr Einkommen angewiesen sind, bereits im Rückgang begriffen sind und der Klimawandel diesen Rückgang wahrscheinlich noch verstärken wird. Jedoch weisen sie auch darauf hin, dass das Angehen dieser Probleme durch den Einsatz nachhaltigerer Praktiken dazu beitragen wird, die Auswirkungen des Klimawandels abzumildern.

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Was ist der IPCC?

Was ist der IPCC?

Der IPCC ist eine Institution der Vereinten Nationen.

Er wurde 1988 von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) ins Leben gerufen. Das Gremium soll über die Gefahren des Klimawandels aus wissenschaftlicher Sicht aufklären und Entscheidungstragenden eine wissenschaftliche Grundlage für politische Entscheidungen liefern. Die Berichte des IPCC spielen etwa eine wichtige Rolle in den Verhandlungen über weltweite Abkommen für den Klimaschutz auf den UN-Klimakonferenzen. Als zwischenstaatliche Organisation steht er allen Mitgliedsländern der WMO und der Vereinten Nationen offen und zählt derzeit 195 Mitglieder.

Der IPCC hat bisher sechs Berichte erstellt. Es erscheint alle sechs oder sieben Jahre ein Bericht Der IPCC veröffentlicht auch Sonderberichte, z.B. zu Extremwetterereignissen, erneuerbaren Energien oder unseren Ozeanen. 2007 erhielt der IPCC zusammen mit dem ehemaligen US-Vizepräsidenten Al Gore den Friedensnobelpreis für seine Bemühungen, den Klimawandel in die Öffentlichkeit zu rücken und Wissen über den Klimawandel zu verbreiten.

Der IPCC beauftragt Wissenschaftler:innen damit, den Stand der Forschung zum Klimawandel zusammenzutragen und zu bewerten. Die Mitgliedsregierungen können das Gremium aber auch beauftragen, Fragen zu beantworten. Im Pariser Klimaabkommen verpflichtet sich die Weltgemeinschaft zu dem gemeinsamen Ziel, die Erderhitzung auf 1,5°zu begrenzen. Der IPCC hat anschließend für die Staatengemeinschaft untersucht, was eine Erderwärmung von 1,5 Grad für die Welt bedeuten würde. Der Bericht hat auch Handlungsoptionen vorgestellt, um die 1,5-Grad-Grenze einzuhalten. Der IPCC-Sonderbericht ​​„1,5 °C globale Erwärmung“ erschien 2018.

Der IPCC hat drei Arbeitsgruppen: Arbeitsgruppe I befasst sich mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels. In der Arbeitsgruppe II geht es um die Auswirkungen des Klimawandels auf den Planeten, aber auch darum, wie sich Menschen an die Folgen der Erderhitzung anpassen können. Die Arbeitsgruppe III untersucht, wie der menschengemachte Klimawandel gestoppt werden kann. Es geht um politische, wirtschaftliche und technologische Lösungsansätze für den Schutz des Weltklimas. Alle Arbeitsgruppen wirken an den IPCC-Berichten mit. Fachleute in anderen Teams helfen dem IPCC, die Daten der Arbeitsgruppen zusammenzutragen oder Methoden zu erarbeiten, wie Regierungen über ihre nationalen Treibhausgasemissionen Auskunft geben können.

Hunderte führende Wissenschaftler:innen aus aller Welt arbeiten im Auftrag des IPCC an den Berichten mit. Sie tragen den aktuellen Stand der Forschung zusammen. Anschließend fassen diese die Informationen anhand einer vereinbarten Einordnung der wissenschaftlichen Wahrscheinlichkeit zusammen. Damit etwas im IPCC-Bericht als „wahrscheinlich“ bezeichnet werden darf, muss dessen Eintrittswahrscheinlichkeit mindestens 66 Prozent betragen. Und wird etwas als „praktisch sicher“ bezeichnet, wie z. B. die Tatsache, dass CO2-Emissionen aus menschlichen Aktivitäten zur Versauerung der Meere und weltweit zu Veränderungen der Hitze- und Kälteextreme führen, muss dessen Wahrscheinlichkeit über 99 Prozent betragen.

Die Entwürfe für die Berichte werden dann in mehreren Runden umfassend geprüft, wobei tausende Expert:innen Feedback beisteuern. Schließlich arbeiten Vertreter:innen der Mitgliedsregierungen mit den Autor:innen zusammen, um für die politischen Entscheidungstragenden eine umfassende und genaue Zusammenfassung jedes Berichts zu verabschieden, welche die wichtigsten Ergebnisse des Prozesses hervorhebt, die dann auch von den IPCC-Mitgliedsländern formell gebilligt werden.

Was sagen uns die Berichte?

Die drei Teile des letzten IPCC-Berichts(AR6) wurden in den Jahren 2021 bis 2022 veröffentlicht. Im März 2023 wurde ein Synthesebericht veröffentlicht, der die drei Berichte zusammenfasst. Die ersten Kernaussagen der Beiträge der einzelnen Arbeitsgruppen lauten:

Arbeitsgruppe I: Der Mensch hat eindeutig die globale Erwärmung verursacht, vor allem durch den Ausstoß von Treibhausgasen.

Arbeitsgruppe II: Der vom Menschen verursachte Klimawandel führt dazu, dass Extremereignisse häufiger stattfinden und intensiver sind. Die Folgen des Klimawandels und seine Schäden für Mensch und Natur sind weitreichend und gehen über natürliche Klimaschwankungen hinaus.

Arbeitsgruppe III: Zwischen den Jahren 2010 und 2019 sind die anthropogenen Netto-Treibhausgasemissionen weiter angestiegen, ebenso wie die kumulativen (insgesamt gestiegenen) Netto-CO2-Emissionen seit 1850. (Mit „netto“ meint der IPCC die Emissionen aus allen anthropogenen Quellen, wie z. B. Gaskraftwerken – abzüglich des CO2, das von anthropogenen Senken wie z. B. gepflanzten Bäumen entfernt wird.)

Wie der IPCC selbst betont, sind die Bewertungen Projektionen des künftigen Klimawandels basierend auf verschiedenen Szenarien. Die Berichte bilden Risiken des Klimawandels und die Folgen von Handlungsoptionen ab. Der IPCC gibt aber keine Empfehlungen an die Politik, welche Maßnahmen zu ergreifen sind. Das bedeutet, dass die IPCC-Berichte zwar politisch relevant sind, aber keine Politik vorschreiben: Der IPCC erklärt den Regierungen, wie sie den Klimawandel bekämpfen können, gibt aber keine Empfehlungen, wie sie dies tun sollten.

Ein Beispiel: Der Sonderbericht „1,5 °C globale Erwärmung“ kommt zu dem Schuss, dass die Welt bei der derzeitigen Erwärmungsrate irgendwann zwischen 2030 und den frühen 2050er Jahren die 1,5-Grad-Grenze erreichen wird. Der IPCC selbst gibt kein Urteil darüber ab, ob es klug oder notwendig ist, das zu vermeiden. Stattdessen sind es die Länder, die das Pariser Abkommen unterzeichnet haben, die sich auf diese Grenze geeinigt haben. Der IPCC kann zwar alle physikalisch möglichen Wege zur Erreichung des 1,5-Grad-Ziels und die damit verbundenen Maßnahmen, Vorteile und Kosten aufzeigen, doch gibt er keinem bestimmten Weg den Vorzug. Die Entscheidung darüber liegt bei den Regierungen der Länder.

Wer schreibt die IPCC-Berichte?

Melissa Walsh / IPCC

Für jeden Bericht ruft der IPCC Regierungen und Beobachterorganisationen auf, ihre jeweils qualifiziertesten Wissenschaftler:innen zu nominieren, die zu Klimasystemen forschen. Ziel des Gremiums ist es dann, eine vielfältige Gruppe von Autor:innen zusammenzustellen, die sowohl ein breites Spektrum an Fachbereichenrepräsentiert, als auch in der Lage ist, die komplexe Aufgabe einer umfassenden Bewertung der wissenschaftlichen Literatur zu bewältigen.

Ziel ist es, hierfür Personen aus unterschiedlichen Regionen der Welt zusammenzubringen, wobei ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Industrie- und Entwicklungsländern angestrebt wird. Dies trägt dazu bei, dass der resultierende Text keine Vorurteile gegenüber bestimmten Regionen enthält und dass keine lokal wichtigen Fragen übersehen werden. Der IPCC ermutigt zudem Nachwuchswissenschaftler:innen und solche, die neu in den Prozess einsteigen, sich einzubringen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Autorenteams Wissen und Erfahrung weitergeben können und die Entscheidungsfindung weiter durch die besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse unterstützt wird.

Die vom IPCC ausgewählten Forscher:innen werden für jedes Kapitel des Bewertungsberichts in koordinierende Leitautor:innen und Begutachtungseditor:innen aufgeteilt. Für konkrete Fragen innerhalb der Kapitel rekrutiert der IPCC auch noch weitere Expertinnen und Experten. Alle diese Wissenschaftler:innen arbeiten ehrenamtlich und verpflichten sich Grundsätzen über Interessenkonflikte und Transparenz ihrer Tätigkeit.

Welche Quellen werden für die Berichte verwendet?

Der IPCC führt selber keine eigenen Forschungsarbeiten durch. Mit anderen Worten: Er führt keine Experimente durch und erfasst auch keine Wetter- und Klimadaten. Vielmehr bewertet er die Forschungsergebnisse, die in wissenschaftlichen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden und bereits einen Peer-Review durchlaufen haben, sowie Forschungsergebnisse, die anderen Berichtsquellen wie z. B. Regierungen, Industrie- und Forschungseinrichtungen, internationalen und anderen Organisationen sowie Konferenzberichten entstammen – und fasst diese entsprechend zusammen.

Alle diese Quellen werden von den Kapitel-Teams sorgfältig auf ihre Qualität und Gültigkeit hin untersucht, und die Fachleute können Kopien von allem anfordern, was nicht allgemein zugänglich ist, um die Datenquellen noch genauer zu überprüfen. Die Begutachtungs-Editor:innen stellen dabei sicher, dass alle Kommentare aus beiden Review-Runden berücksichtigt und schriftlich beantwortet werden. Jeder Lesende kann so die über 51.000 Kommentare und Antworten zum zweiten Entwurf des jüngsten Berichts der Arbeitsgruppe I einsehen.

Da der IPCC keine eigenen Forschungsarbeiten durchführt, sind alle in Berichten genutzte Informationen und Daten mit vollständigen Quellenangaben versehen, die am Ende jedes Kapitels aufgeführt sind. Ebenso erläutern Autor:innen ihr Vorgehen in Bildunterschriften oder Fußnoten, um Transparenz zu gewährleisten.

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